11-Punkte-Programm für Chancengleichheit von Kindern und Jugendlichen
 

11-Punkte-Programm für Chancengleichheit von Kindern und Jugendlichen

Kreisverband
12.05.2020 – Pressemitteilung, Wahl

Jedes Kind, jeder Jugendliche hat das Recht auf die bestmögliche Förderung, auf bestmögliche Bedingungen zur Entwicklung einer eigenständigen Persönlichkeit und auf den bestmöglichen Schutz durch Staat und Gesellschaft. Dabei muss die Bekämpfung von Armut ein wesentlicher Baustein sein. Denn: In Dortmund ist jedes dritte Kind unter 15 Jahren von Armut betroffen oder von Armut bedroht. Kinderarmut geht einher mit einem höheren Gesundheitsrisiko, geringerer Teilhabe sowie geringeren Bildungs- und Zukunftschancen. Die Bekämpfung von Armut und insbesondere von Kinderarmut ist und bleibt für die GRÜNEN ein vorrangiges Ziel der Dortmunder Stadtentwicklung. Das war vor Corona so, das bleibt nach Corona so. Die Notwendigkeit des Handelns wird aber durch die Corona-Krise umso dringender.

Am Mittwoch tagt der Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie, dort steht u. a. der Tagesordnungspunkt „Situation von Kindern und Jugendlichen während Corona“ auf der Tagesordnung. Die GRÜNEN setzen sich dafür ein, vor dem Hintergrund der Corona-Auswirkungen das städtische Sommerferienprogramm für Kinder- und Jugendliche in diesem Jahr auszuweiten. Viele Kinder aus einkommensschwachen Familien haben nicht die Möglichkeit, in den Urlaub zu fahren. Dazu kommt, dass Corona-bedingt in diesem Jahr auch für viele andere Kinder geplante Urlaubseisen zum großen Teil ausfallen werden. In eine Ausweitung des Sommerferienprogramms könnten auch Künstler*innen, Trainer*innen etc. einbezogen werden, um ihnen finanziell ein bisschen auf die Beine zu helfen.

Um die Chancengleichheit von Kindern und Jugendlichen langfristig zu sichern, haben die GRÜNEN Dortmund ein 11-Punkte-Programm für die Chancengleichheit von Kindern und Jugendlichen entwickelt. Denn mit den Kommunalwahlen werden im September auch bei diesem Thema die Weichen neu gestellt.

Unser 11-Punkte-Programm

1.) Ungleiches ungleich behandeln - Kinder und Jugendliche haben sehr unterschiedliche Ausgangsvoraussetzungen. Diese wollen wir angleichen und damit den Zusammenhang zwischen Armut und Bildungsungerechtigkeit aufbrechen. Das beginnt schon in der Kita und setzt sich in und an den Schulen fort. Bei der Schaffung von Bildungsgerechtigkeit muss Ungleiches ungleich behandelt werden. Deshalb müssen Gelder und Ressourcen effektiver in den Kitas und Schulen gebündelt werden, in denen sie am dringendsten benötigt werden. Das Land ist aufgefordert, die Zuweisung von Lehrer*innen-Stellen unter der Zielsetzung von Bildungsgerechtigkeit mit einem Sozialindex besser und effektiv zu steuern. Die Stadt als Schulträgerin muss Ressourcen verstärkt an jenen Schulen bündeln, an denen der Bedarf am größten ist. Dazu wollen wir die Erarbeitung eines schulscharfen Sozialindex in Dortmund als Steuerungsinstrument.

2.) Ausbau der Betreuungsplätze - Für jedes Kind muss bei Bedarf ein qualitativ guter Betreuungsplatz in einer Kindertageseinrichtung oder der Kindertagespflege zur Verfügung stehen. Insbesondere das Betreuungsangebot gerade für unter dreijährige Kinder muss weiter deutlich und schnell ausgeweitet werden. Beim Ausbau sind vorrangig die Stadtbezirke mit den aktuell niedrigsten Versorgungsquoten zu berücksichtigen. Das sind auch die Stadtteile mit den größten Anteilen von Kindern in Armut.

3.) Beitragsfreie Kitas für einkommensschwache Familien - Solange es keine grundsätzliche Kostenbefreiung in Kindertageseinrichtungen und Tagespflege durch das Land gibt, werden wir uns dafür einsetzen, dass in der städtischen Beitragsatzung die Einkommensgrenze Stück für Stück angehoben wird. Damit können zusätzlich mehr einkommensschwache Eltern als bisher beitragsfrei gestellt werden.

4.) Mehr Familienzentren - Wir setzen uns dafür ein, die Zahl der Familienzentren weiter auszubauen. Familienzentren erleichtern Eltern den Zugang zu niedrigschwelligen Unterstützungsangeboten und tragen insbesondere in Quartieren mit besonderen sozialen Problemlagen dazu bei, die gesellschaftliche Teilhabe benachteiligter Familien zu fördern. Sie leisten damit einen Beitrag zu mehr Chancengerechtigkeit.

5.) Kitas mit besonderen Bedarfen zusätzlich ausstatten - Frühkindliche Bildung ist ein entscheidender Schlüssel zu Teilhabe und Bildungsgerechtigkeit für alle Kinder. Je früher ein Kind Zugangschancen zu Bildung erhält, desto weniger wirkt sich der Zusammenhang zwischen Herkunft und Bildungserfolg aus. Kitas an sozialräumlichen Standorten mit besonderem Bedarf benötigen eine zusätzliche Ausstattung an Personal. Zusätzlich wollen wir die interkulturelle Ausrichtung der Kindertagesbetreuung und die Sprachbildung zum Nutzen aller Kinder stärken und fördern.

6.) Sozialarbeiter*innen in den Kitas - Wir setzen uns dafür ein, zunächst in bestimmten Stadtteilen feste Stellen für Sozialarbeiter*innen in Kindertageseinrichtungen einzurichten und damit ein zusätzliches Unterstützungsangebot für Familien mit Kindern von der Geburt bis zum Schuleintritt zu schaffen. Damit wollen wir besonders benachteiligte Kinder und Familien schon in den Kindertagesinrichtungen frühzeitig erreichen und begleiten.
Natürlich wollen wir auch die Schulsozialarbeit stärken: Wir setzen uns dafür ein, dass alle Dortmunder Schulen mindestens eine Schulsozialarbeit-Stelle erhalten.

7.) Mehr Kinderstuben - Wir wollen die Zahl der Kinderstuben insbesondere in den Aktionsräumen Soziale Stadt weiter ausbauen und damit insbesondere für Bevölkerungsgruppen mit besonderen Zugangsschwierigkeiten einen niedrigschwelligen Einstieg in das Erziehungs-, Bildungs- und Betreuungssystem bieten.

8.) Grundschulen zu Familienzentren ausbauen - Wir wollen unsere Grundschulen zu Familienzentren weiterentwickeln. Das erleichtert Eltern den Zugang zu niedrigschwelligen Unterstützungsangeboten, holt verschiedene Akteure aus dem Stadtteil in die Schulen und stärkt präventive Netzwerke.

9.) Einführung einer You-Card - Wir wollen, dass alle rund 46.000 anspruchsberechtigten Kinder und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien die Gelder aus dem Bildungs- und Teilhabepaket einfach und unbürokratisch erhalten – für Mittagsverpflegung, Schulbedarf, Fahrtkosten, Teilhabe am kulturellen und sozialen Leben und für Lernförderung. Deshalb setzen wir uns für die Einführung einer You-Card ein, die alle Kinder und Jugendlichen zusammen mit der Bewilligung von Bildungspaketleistungen erhalten.

10.) Mehr Spielflächen - Wir setzen uns dafür ein, dass es weitere, zusätzliche Spielflächen gibt, insbesondere in den Stadtteilen mit absehbar steigender Kinderzahl. Denn Corona hat gezeigt: Öffentliche, gut ausgestattete Spielplätze und Parkanlagen sind von großer Bedeutung als Aufenthalts-, Spiel-, Sport- und Begegnungsräume für Kinder, Jugendliche und ihre Eltern – insbesondere für Kinder und Familien ohne eigenen Garten und Grundstücke.

11.) Freie Fahrt für junge Menschen - Für Schüler*innen und Azubis wollen wir die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel freigeben. So verbinden sich für uns soziale Gerechtigkeit, Klimagerechtigkeit und das Bedürfnis junger Menschen nach Unabhängigkeit. Darum möchten wir stufenweise allen Schüler*innen und Azubis die kostenlose Nutzung des ÖPNV ermöglichen.


Die Zeitschrift der GRÜNEN in Dortmund

 
 
 
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